Gesundheitsversorgung auf dem Land: Herausforderungen und Lösungsansätze in Treffurt diskutiert


Am 31. Januar fand in Treffurt eine Veranstaltung zur medizinischen Versorgung im
ländlichen Raum statt, organisiert vom bündnisgrünen Kreisverband Eisenach/Wartburgkreis.


Rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter vor allem Hausärzte aus dem nördlichen
Wartburgkreis sowie weiteres medizinisches Fachpersonal, diskutierten über bestehende
Herausforderungen und mögliche Lösungen für die Gesundheitsversorgung auf dem Land.

Ein zentraler Programmpunkt war die Vorstellung eines neuen Konzeptes für
Apothekenstrukturen, den Gesundheitsmarkt, durch den Mühlhäuser Apotheker Christoph
Zähle
. Er plädierte für eine pragmatische Neuausrichtung, um die Versorgungssicherheit zu
gewährleisten. Die aktuelle Regelung sei vielerorts nicht mehr zeitgemäß und müsse an die
realen Bedürfnisse angepasst werden.

Markus Schumann, Landarzt in Creuzburg, berichtete von der Übernahme seiner Praxis und
den Schwierigkeiten, junge Ärztinnen und Ärzte für eine Niederlassung im ländlichen Raum
zu gewinnen. Er forderte, dass der Zugang zum Medizinstudium erleichtert werde und dabei
nicht allein schulische Leistungen, sondern auch die persönliche Eignung und Leidenschaft
für den Beruf eine größere Rolle spielen sollten.

Doreen Denstädt, ehemalige Justizministerin, beleuchtete die verwaltungsrechtlichen Hürden,
die einer flexibleren Gesundheitsversorgung im Wege stehen. Sie sprach sich für effizientere
Verwaltungsstrukturen aus, die durch einen gezielten Abbau bürokratischer Hemmnisse
erreicht werden könnten. Dabei müssten sich aber auch die medizinischen Verbände auf
Neuerungen einlassen und dürften sich dem Wandel hin zu einer digitalen Gesellschaft nicht
verschließen.

Treffurts Bürgermeister Michael Reinz schilderte eindrucksvoll die Schwierigkeiten,
medizinische Versorgung in seiner Stadt langfristig zu sichern. Er sehe sich zunehmend in der
Rolle eines Gemeindemanagers, da er aktiv Nachfolger für Arztpraxen, Physiotherapiepraxen
und Apotheken suche. Der demografische Wandel und der zunehmende Fachkräftemangel
stellten dabei zentrale Herausforderungen dar. Und der fange nicht nur bei den akademischen
Berufsgruppen an, mittlerweile sei es genauso schwer Medizinische Fachangestellte,
Pharmazeutische-Technische-Assistenten und Zahntechniker zu finden.

Moderiert wurde die Veranstaltung von der grünen Kreisrätin Nele Bär. Sie betonte, dass
langfristige Lösungen nur dann greifen können, wenn es gelingt, den ländlichen Raum für
junge Menschen wieder attraktiver zu machen. Neben strukturellen Verbesserungen seien
auch Maßnahmen notwendig, die die Lebensqualität in kleinen Gemeinden steigern und
jungen Fachkräften eine berufliche Perspektive bieten.


Die Diskussion, die über zweieinhalb Stunden sachlich und respektvoll geführt wurde, machte
deutlich, wie akut das Problem der Gesundheitsversorgung auf dem Land ist. Gleichzeitig
wurden konkrete Lösungsansätze diskutiert, die den Bundestagsabgeordneten zugesendet
werden:

  • verbindliche rechtliche Regelungen zu Telepharmazie und Telemedizin
  • mehr Kompetenzen bei medizinischen Assistenzberufen
  • seriöse Finanzierung für Dorfkioske, die Vor- und Grundversorgung sicherstellen
  • Landesprogramm Agathe, um Pflegedienste zu entlasten und Alterseinsamkeit vorzubeugen
  • Apotheken vor Ort stärken, damit die Versorgung nicht den anonymen Versandhandel überlassen